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Das Gebäude der alten Latein-Schule in Bückeburg fällt nicht besonders auf in der von alten Häusern gesäumten Schulstraße. Es ist ein schlichtes Gebäude der Renaissance aus gelben Sandstein.
Das in den Jahren 1613/14 erbaute schlichte einstöckige Gebäude enthält 2 Schulräume und im Obergeschoss eine Wohnung für den Schulleiter. Graf Ernst zu Holstein-Schaumburg hatte die Latein-Schule iniziiert und sie blieb immer unter der Schirmherrschaft der Fürsten zu Schaumburg.
Sie diente bis 1876 als Schule und Gymnasium. Natürlich bzw. leider waren die Schulen nur für Jungen. Sie sollten diese jungen Menschen auf den künftigen Besuch der Universität vorbereiten. Mitte des 19. Jahrhundert sind die Räumlichkeiten zu klein geworden. Deshalb zog das Gymnasium Adolfinum in größeres Gebäude in der Ulmenallee um.
Noch Ende der 1960er Jahre kam ich in den Genuss, in der alten Schule den Handarbeitsunterricht zu besuchen. Es ist schon ein merkwürdiges Gefühl gewesen, in diesen alten Gemäuern mit dem dicken Mauern und kleinen Fenstern zu lernen.
Es schien ein Hauch Geschichte durch die Räume zu wehen, die an enge Pulte oder einen Lehrer mit einem Stock erinnerte. Schon lange waren die Zeiten vorbei, in denen Mädchen nicht aufs Gymnasium durften. Der Duft von Altem, Verstaubten lag in der Luft. Und die Erinnerung an eine berühmte Persönlichkeit der Bückeburger Geschichte schien sich hier besonders zu manifestieren.
Die Zeit Herders
Schaumburg-Lippe hatte in der Mitte des 18. Jh. ca. 15.000 Einwohner. Davon lebten nur rund 2.000 in Bückeburg. Kein Wunder, dass die Schule so klein war.
Johann Gottfried Herder (*15.08.1744 † 18.12.1803), war Oberprediger der Schaumburg-Lippischen Landeskirche und Konsistorialrat von 1771 bis 1776 in Bückeburg. In dieser Zeit wohnte er als Lehrer in der Wohnung über den Klassenräumen.
Die Zeit in Bückeburg war von großer Bedeutung für Herder.
Die Zeit des Bückeburger Aufenthalts war Herders eigentliche Sturm-und-Drang-Periode. Seine 1772 von der Berliner Akademie preisgekrönte Abhandlung über den Ursprung der Sprache, die er noch in Straßburg begonnen hatte, eröffnete eine Reihe von Schriften, mit denen er bahnbrechend für die junge deutsche Literatur- und Sprachwissenschaft werden sollte.
Gemeinsam mit Goethe schrieb er 1772 für die von Merck redigierten Frankfurter Gelehrten Anzeigen, ein kritisches und programmatisches Organ deutscher bürgerlich-oppositioneller Intelligenz, zu dem er viele Rezensionen zu Geschichtsschreibung, Philosophie und Religion beisteuerte.
„Keine Stunde, in der ein Knabe etwas aufschreibt, ist verloren:“ Herder
In Bückeburg schrieb er seine Abhandlungen über Ossian, Shakespeare und das Volkslied und entwarf dabei ein neues, emphatisches Modell von (Welt-)Literatur. Einen Höhepunkt bildete…