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„Tatort“ heute: Wotan Wilke Möhring ermittelt ohne ermordete Partnerin

Bild: NDR/Kai Schulz

Der neue norddeutsche „Tatort: Schweigen“ mit Bundespolizist Falke ist der erste ohne dessen Partnerin Julia Grosz. Er leidet, verarbeitet – und wird dann durch unerwartete Ermittlungen abgelenkt.

Bundespolizist Thorsten Falke geht ins Kloster. Im neuen

„Tatort: Schweigen“ (heute 20.15 Uhr, Das Erste) sucht er dort vor allem Ruhe und Ablenkung, denn der Tod seiner Kollegin Julia Grosz verfolgt ihn bis in seine Träume. Gerade war sich das Duo auf eine zarte Art näher gekommen, als Grosz (Franziska Weisz) völlig aus dem Nichts in einer Gasse erstochen wurde. Diese Szene hat Falke (Wotan Wilke Möhring) in seinen Alpträumen immer wieder vor Augen. 

Zur Verarbeitung pflückt er in einem Kloster in der Eifel in blauer Arbeits-Einheitskleidung Äpfel, geht beten und lebt mit Retreat-Teilnehmer Daniel (Florian Lukas) in einem kargen Zwei-Bett-Zimmer in der Klosteranlage. Doch dann verbrennt der Pastor bei einem Feuer in seinem Wohnwagen im Klosterhof. Falke wirft sich seine Lederjacke wieder über und ermittelt. Die neue „Tatort“-Folge dreht sich um Kindesmissbrauch in der Kirche und geht absolut geradeaus und schnörkellos mit diesem großen und erschütternden Thema um.

Falke-„Tatort“ geht dahin, wo es wehtut

In der ersten Szene des norddeutschen Krimis muss ein blond gelockter Junge hilflos beobachten, wie sein angetrunkener Vater wegen einer Zigarettenkippe im Feuer verbrennt. Schon die ersten Einstellungen gehen an die Nerven und so bleibt es auch in den folgenden 90 Minuten. Denn der Falke-„Tatort“ geht dahin, wo es wehtut.

Das tut er nicht dadurch, dass er das Grauen zeigt. Sondern dadurch, dass er die Reaktionen der Menschen darauf zeigt. Oft sind das nur minimale Veränderungen der Gesichtszüge. Die Kamera hält drauf und lässt sie einfach wirken. Das ist großes Kino – auch dank der überzeugenden Schauspiel-Riege Florian Lukas, Wotan Wilke Möhring und Lena Lauzemis. 

Besonders intensiv nutzt Regisseur Lars Kraume dieses Stilmittel, als Falke die in einem versteckten Zimmer des Priesters gefundenen Dias, Kassetten und Foto-Negative mit kinderpornografischen Inhalten auswertet. „Alles voller Kinder. Er war wohl doch kein guter Mensch, der Pfarrer“, entgegnet er der zunächst zuständigen Ermittlerin Eve Pötter (Lena Lauzemis) dazu. Dia um Dia kämpft sich der sichtlich mitgenommene, zunehmend erschütterte und angewiderte Falke durch die Beweise – bis er auf einem der Fotos seinen neu gewonnenen Freund Daniel zu erkennen meint.

Möhring: Wir thematisieren das System von Vertuschen und Verheimlichen

Daniel ist tatsächlich eines der vielen Kinder, das der Pastor vor mehr als 30 Jahren zu einem Opfer des systematischen sexuellen Missbrauchs gemacht hat. Falke und Pötter decken auf, dass der Priester längst kein Einzeltäter war. Und dass das Schweigen vieler das Ausmaß des Missbrauchs erst möglich gemacht hat. Doch…

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